Mein ganzes „Zeugs“

Wieviele Dinge braucht der Mensch? Wieviel Raum, wieviel Bekleidung, wieviel Schuhe? Diese Frage stelle ich mir nun schon seit Jahren. In Vorbereitung zu meiner Reise war der Focus dabei ein Jahr mit Rucksack, einem Rad und dem Trailer quer durch Australien und Neuseeland. Geübt habe ich, als ich von meiner großzügigen 2-Zimmer-Wohnung in ein Appartment gezogen bin und Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche in einem Raum untergebracht waren. Das hatte mich schon eine Menge Energie gekostet, auch wenn das Ergebnis eine riesige Befreiung war.

Als ich mein Zelt und die Matratze kaufte, war mein erster Gedanke „ ich habe mir gerade ein Haus und ein Bett gekauft“. Natürlich war das Haus und das Bett klein, da der Trailer zum Fahrrad ja auch nicht sehr groß war. Außerdem wollte ich mit dem gleichen Zelt, vielleicht ohne die Matratze, zu den Neuseeländischen Gebirgen aufbrechen. Mit dem Testlauf, 5 Tage in den Dolomiten, zusammen mit Arne, hatte ich eine Vorstellung was dazu nötig sein wird. Nur eine Radreise hatte ich noch nicht getestet.

Mein Sohn Hannes hatte mich mehrfach gewarnt: „Nimm soviel mit wie Du im Rucksack tragen kannst und man braucht für ein Jahr genauso viel wie für 2 Wochen.“

Aber als das Rad in der Reisbox verstaut war, war da noch soviel Platz und ein Gewichtslimit lag bei 32 Kilo. „Außerdem wird es heiß und auch sehr kalt werden und ich möchte ja nun nicht immer nur das gleiche anhaben. Wer weiß wem ich begegne…. ! So !“

Hannes hatte mir beim Packen geholfen und sein Kopfschütteln und das leichte Schmunzeln verrieten seine Gedanken: `Mach nur, wirst schon sehen..`

Aber wer will schon 1 Jahr lang immer die 2 gleichen T-Shirts anhaben…. Erwischt! Auch wenn man sich von allem Luxus losgesagt hat, bleiben da immer noch so Dinge die sehr stark an das doch sehr lang gelebte Niveau erinnern. Deshalb hatte ich an meinem letzten Abend auf dem Rad mein ganzes Zeugs in Bildern festgehalten. Findet selbst heraus, was man braucht und auf was kann man längere Zeit oder sogar für immer verzichten.

Beginnen wir mit dem Rad. Während der Reise war mein Rad auch irgendwie meine Schaltzentrale. So waren das Fahrradschloß, die Luftpumpe, Trinkflasche und auch mein Fotoapparat direkt am Rad. Die Helmpflicht in Australien zwang jeden Radfahrer zur Sicherheit. Das tägliche Tragen und der meist wolkenlose Himmel hinterliesen im Gesicht die entsprechenden Spuren. Die Trinkflasche musste ich mir in Cairns kaufen. Die konnte man zu schrauben und 100% verschließen. Die nehme ich auch heute noch überall mit hin. Ich kann sie sogar liegend transportieren. Die fetzt. Flickzeug und das Werkzeug waren natürlich immer dabei, auch Ersatzschläuche und später Ersatzreifen für den Trailer.

In der kleinen schwarzen Tasche, rechts am Lenker, war mein Fotoapparat. Immer griffbereit. Meine Freundinnen Moni und Steffi, haben mir dieses kleine Wunder zum Geburtstag geschenkt. Sie ist klein, leicht, robust und wasserdicht. Ich hoffe die Tage, wo ich Euch die Unterwasserwelt festhalten werde, kommt noch. Und weil mich die beiden sehr gut kennen, hat man bei der Herstellung auf all den technischen Schnickschnack verzichtet. Ich brauchte nicht einmal die Gebrauchsanweisung lesen um sie zu bedienen. Vielen Dank euch beiden.

Die ersten Tage habe ich ständig irgendwas gesucht. So wurde es notwendig, allen Dingen einem festen Platz zu zu ordnen.

Wenn ich in den Supermarkte einkaufen ging, dann wollte ich mit wenigen Griffen die wichtigsten Dinge mitnehmen. Mein Rucksack oben auf dem Trailer war echt ein Gewinn. In einem sehr kleinen Rucksack (war eigentlich ein Camelbak) hatte ich Geld, Papiere usw. Diesen nahm ich dann immer mit. Mein Trailer hatte 3 Öffnungen. Die obere war durch den Rucksack blockiert, die beiden anderen an der Vorder- und Hinterseite dagegen frei. Alle meine Sachen hatte ich thematisch sortiert und in beschrifteten Kompressionsbeuteln. Meine Schwester hatte sie mir geschenkt und ich muss sagen die Dinger sind eine Wucht. Danke Schwesterherz. So entstand ein Packweise, die nicht nur den Raum des Trailers effizient ausnutzte, sondern auch für das Gewicht sorgte. Ich habe nie genau gewogen (ich glaube ich wollte es garnicht wissen) aber so an die 30 kg waren das dann schon. Da nützte es nichts, dass mein Zelt nur 1,7 kg hat und auch die Matratze mit 700g echt klasse ist.

Das Zelt ist für 2 Personen ohne Gepäck, oder eine Person mit Gepäck gedacht. Zu meinem Schlafsack gesellte sich jeden Abend ein Kopfkissen. Ich weiß was ihr jetzt denkt…. Egal, jedenfalls war der Kopfkissenbezug ein Geschenk von meinem Sohn als er 9 Jahre war und nun, auf der Reise, einbisschen wie ein zu Hause. Danke Hannes. Mein Bett war so bequem, dass ich nie Rücken- oder Kopfschmerzen hatte. Die hatte ich in den letzten Monaten immer nur in den bequemen Betten.

Meine Nahrungsmittel hatte ich in einem Beutel und die verderblichen in einer Kühltasche von meiner Freundin Steffi und Tchibo. Diese Stoffbox liebe ich, die war praktisch und hatte die richtige Größe. Danke Steffi!

Meistens hatte ich mir am Abend mehr gekocht und, abgefühlt in Plastikdosen, in den Gefrierschrank gelegt. Über den Vormittag taute das Essen dann auf und die anderen Dinge wurden dabei auch gekühlt. Das ging natürlich nur weil die Caravanplätze diese komfortablen Küchen hatten. Plastikdosen und Tüten waren nicht weg zu denken. In Australien gab diese kleinen Ameisen. Sobald einer ihrer Späher etwas essbares entdeckt hat, bauen die gleich eine Strasse. Und haste nicht gesehen, lebst du nicht nur mit ihnen sondern unter ihnen.

Einpaar dieser großen schwarzen Müllsäcke dienten dem nächtlichen Regenschutz für den Trailer oder hielten meine Sachen trocken, wenn die Wiese morgens noch nass war.

Mein Kochgeschirr war antik. Meine Eltern waren damit schon campen und somit schätze ich das Leichtgewicht aus Alu so auf rund 50 Jahre. Es gibt Dinge die überleben alles, das aber nur wenn man auf sie achtet. Vielen Dank Euch beiden. Meine Kaffeetasse war auch aus Metall und erinnerte mich jeden Morgen mit der Aufschrift Ironman an das Trainingsziel. Eingehüllt in meinem Schlafsack, war der Morgenkaffee das erste was ich zu mir nahm. Bequem sitzen konnte ich im Zelt nicht, also gab es das erste Frühstück nach kalten Nächten liegend.

Schneidebrett, Besteck und Schweizermesser waren wichtig. Räucherstäbchen gegen die Mücken und Feuerzeug ein Muss. Meine Freundin Antje hatte mir eine Verbandstasche geschenkt, die ich Gott sei Dank nur für einpaar Pflaster brauchte. Ca 2400 km auf dem Rad hatte ich verletzungsfrei erlebt. Nur einmal hatte ich mir die Pedale in die Wade gestoßen. Die Wunde heilt immer noch.

Für genügend Wasser sorgte ich immer mit 2-3 Plastikflaschen. Einen Wasserbeutel hatte ich auch, aber nur für den Fall mehr als 3 Liter zu brauchen, was aber nie vorkam. Damit man das Wasser, dass ich mir meist an den Tankstellen holte, auch trinken konnte, hatte ich mir Sirup besorgt. Die verschiedenen Geschmacksnoten brachte Abwechslung in die täglichen 5 Liter die ich trank. Man muss wissen, dass in Australien die Wasserversorgung meist nur über Regenwasser funktioniert. Dazu hat jedes Gebäude seinen eigenen Wassertank.

Sobald am Abend das Licht ausging, kam meine Stirnlampe zum Einsatz. So hatte man immer die Hände frei beim räumen. Im Waschbeutel befand sich alles notwendige für die Körperpflege. Die Menschen in Australien, die sich meist beruflich bedingt, der Sonne ihr Leben lang aussetzen müssen, sehen leider oft 10 bis 15 Jahre älter aus. Wer das nicht will geht wie ich mit Sonnenschutzfaktor 50+ wasserfest auf Nummer „Sicher“. Auch kommt man in Queensland an Mückenschutz nicht vorbei. Zu spät aufgetragen, wurde ich regelrecht überfallen. Diese Biester waren verrückt nach mir. Meine Beine waren wochenlang zerstochen. Nachts konnte ich oft nicht schlafen und musste stundenlang kühlen.

Das ich zuviele Textilien dabei hatte war mir stets bewußt. Aber was weglassen? Ich ertappte mich oft, dass ich an mir herunter schaute, ob die Farben meiner Sachen zusammen passen. Das muss besser werden. Ich arbeite daran.

Ja ich weiß, zur allgemeinen Belustigung verleitet der Gegenstand aus Metall mit dem schwarzen Sitzbezug. Der Angelhocker. Ich bin eine Adventur-tussi, dass sagte ich Euch ja schon. Ich bin gern die Berge hoch geächzt oder habe mich schief getragen. Es hat doch etwas majestetisches, nicht auf dem Boden zu sitzen. Bei der Kauerhaltung auf der Erde kann ich meine Speisen nicht genießen und verdaue schlecht. Außerdem hat man einen viel besseren Überblick der umliegenden Dinge. Ja ok, auf den Berg nehme ich den nicht mit….

Im Rückblick hatte ich alles was ich brauchte. Und jedes „Teil zu viel“ hat mir mehr Power in die Beine gegeben. Schwer ziehen diente der Fitness. Schließlich bin ich ja im Training…;-)

Und, ich gebe es ja nicht gern zu, aber: „Hannes, Du hast absolut Recht!“

You may also like...

1 Response

  1. Hannes sagt:

    Du schläfst auf meinem Entenkissen! Jetzt werd ich etwas sentimental ;(