Mit einem lachenden und einem weinenden Auge fuhr ich die letzten Meter und passierte das Ortseingangsschild von Caloundra. Hier endete meine Australien-Reise mit dem Rad. Auf einer Seite hatten mich die Nächte zwar das Frieren gelehrt und wie gut es wir doch haben, mit einem Dach über dem Kopf, aber auf der anderen Seite hatte das Erlebnis unterwegs zu sein, nicht zu wissen was jeder Tag so bringt, auch seinen Reiz. Und dann war da Noosa, der Ort an dem ich wirklich länger geblieben wäre.
Coulandra war nicht groß und eine sehr schöne Kleinstadt direkt am Meer, nur 50 km nördlich von Brisbane. Eine weitere Kontaktadresse von Garry, die Triathleten Tania und Jordan war nach einigem Nachfragen schnell gefunden. Auch hier wurde ich in bekannter australischer Art mit großem „Hello“ empfangen. Natürlich unterhalten sich 3 Triathleten gleich über das Radfahren, den Sport, aktuelle und vergangene Ziele und Erfolge (Tania und Jordan waren vor Jahren Australiens Spitzentriathleten)….. bis das Telefon klingelte!
Garry ist schon auf dem Weg…. Tanja hatte ihre Tochter zu einer Freundin untergebracht, damit ich in dem kleinen Haus einen Platz für die Nacht habe. Das war nun nicht mehr notwendig. Eine halbe Stunde später stand er dann vor mir…. Garry, mein Supporter, meine Basis, mein Fels an der australischen Ostküste. Er und seine Frau Robyn fanden es ist höchste Zeit, die Person zu treffen, die in den letzten Wochen für so manche Aufregung und Beschäftigung gesorgt hatte. Wir hatten uns vorher nie gesehen und nur einmal telefonisch gesprochen. Der Kontakt funktionierte nur durch Emails und später dann durch Skype-nachrichten. Die Freude kann man sich vorstellen, zu allem endlich ein Gesicht zu haben. Zeit für einen Tee hatte Garry, aber wie alle Australier fuhr auch er am liebsten bei Tageslicht. Die einbrechende Dunkelheit brachte eine Vielzahl von Tieren auf die Straßen und Autobahnen. Bei Tag fahren war eine der Möglichkeiten dem aus zu weichen.
Die Stunde Fahrt wurde erzählt was das Zeug hielt. Ich tat mir mittlerweile leichter mit sprechen. In Brisbane angekommen, wurden wir von Robyn schon erwartet. Ein Drink zu Begrüßung lies uns die Zeit vergessen. Sympathie auf den ersten Blick kann man diese Begegnung nennen. Für die nächsten Wochen hatte ich ein eigenes Zimmer. In diesem stand schon der große Rucksack, den ich in Cairns mit der Post verschickt hatte.
Die darauffolgende Woche und eine Woche vor Abreise nach Neuseeland verbrachte ich in Brisbane bei Garry und Robyn. Eine unvergessene Zeit mit sehr schönen Erlebnissen. Die Tag auf der Rennbahn, sowie die Fahrt nach Toowoomba ins Museum der Schafscherer bekommen von mir eine extra Geschichte.
Brisbane ist die Hauptstadt von Queensland. Dem Land in Australien, in das alle fliehen, wenn es im Süden Winter wird. Australien ist wirklich gefühlt riesig, so kann man vom Winter in Brisbane, dem in Sydney, dem in Merlbouren, Adelaide oder gar Tasmanien nicht in einem Atemzug sprechen. Wenn die sonnenverwöhnen Menschen in Brisbane am Abend eine Jacke tragen und nicht unbedingt draußen essen, dann ist das „Winter“ und „zu kalt“. Für jeden von uns in Deutschland wäre das ein kühler Sommertag, mehr nicht. Die 40 Grad im Sommer muss man aber auch ertragen können. So lebt man hier eher im Haus, oder hat eine überdachte Veranda. Die Ventilatoren auch im Außenbereich und die Klimaanlage im Haus verraten was hier der „Sommer“ bedeutet. Häuser werden isoliert, damit die Wärme nicht rein kommt.
Egal, ich hatte jetzt ein Doppelbett, eine warme Decke und wenn ich nur die Fenster mit Fliegengitter öffne, dann kommt auch kein Possum oder anderes Getier und stört meinen Schlaf. So jedenfalls wurde ich von Robyn auf mögliche tierische Freunde aufmerksam gemacht. Schlangen und Spinnen, waren natürlich auch hier überall, aber auf Grund der Temperaturen unsichtbar.
Das Robyn und ich ein Herz und eine Seele werden, war von Anfang gleich zu erkennen. Sie hatte Zeit und wir genossen gemeinsam neben täglichen Ausflügen in die Stadt, die Umgebung oder Einkaufen vorallem die Unterhaltungen. Nachdem sie sich an langsames Sprechen gewöhnt hatte, verstand ich auch fast alles. Wenn nicht, fragte ich nach. The best Teacher ever! Thank you Robyn!
Seit einpaar Wochen war sie auf den Geschmack gekommen täglich eine Runde schnellen Schrittes zu drehen. Als Personal Trainier sie beim täglichen Walken und Gerätetraining zu begleiten, war eine willkommene Möglichkeit mich für die großzügige Gastfreundschaft zu bedanken.
Brisbane liegt am gleichnamigen Fluß. Die meisten Bilder lassen vermuten, das die Skyline im Meer zu finden ist. Brisbane teilt die Ostküste in die nödliche Sunshine Coast und südlichen Goldcoast.
Die Stadt entstand 1823 auf der Suche nach einer neuen Strafkolonie.
1859 erhielt Brissie die Würde der Hauptstadt von Queensland, obwohl sie erst 1902 das Stadtrecht bekam.
Mit 1.363 qkm ist Brisbane größer als Berlin mit gerademal 893 qkm. „Egal wohin, in Berlin braucht man immer eine Stunde…“ so sagen unsere Hauptstädter. Mit 2 Millionen hat Brisbane gerade mal die Hälfte der Einwohner von Berlin mit 4 Millionen. Dafür, das jeder Brissiejaner in einem Einfamilienhaus wohnen darf, braucht aber auch jeder von ihnen ein Auto. Ein flächendeckendes Bus- oder Bahnnetz macht nicht wirklich Sinn. In der rush houer sind nicht nur die Wallebies auf der Strasse, sondern auch jede Menge Autos. Aus dieser Sicht ist Platz ist dann doch relativ.
Und Zeit braucht man…. kann ich euch sagen. Mit dem Rad mal so kurz in die Stadt kannste vergessen. Deshalb waren Garry und ich auch, wenn, dann mit dem Rad nur sportlich unterwegs. Ihr Haus stand im Stadtteil Middle Park und das bedeutete 30 km westlich der Stadtmitte.
Eine Fahrt mit dem Catamaran auf dem Fluß entlang der Skyline von Brisbane ist nicht nur in der Nacht fantastisch. Wenn die Sonne scheint und die Stadt das Frühlingskleid mit seiner Blütenpracht angezogen hat, dann kann man die Flußnähe voll genießen. Für ausreichend Sportmöglichkeiten ist hier mit Fahrradstrassen, Lauf und Walkingstrecken, gepflegten Parkanlagen und Fitnessflächen, sowie einer natürlichen Kletterwand ausreichend gesorgt. Seit der Expo 2009 genießt Brisbane eine neue Aufmerksamkeit. Dieser Ausstellung hat diese Stadt den Wandel mit zu verdanken. So sind die große Wolkenkratzer erst in den letzten Jahren entstanden.
Die Schattenseite eines Flusses ist die Tatsache, dass Überschwemmungen jederzeit passieren können. So wurde auch „die Stadt am Fluss“ schon mehr als einmal arg betroffen. 26 Tote und 54 Vermisste waren es 2011.
Wenn man das Haus von Garry und Robyn über google map betrachtet, dann stellt man schnell fest, dass um das Haus mehr als nur ein Auto steht. Eine Garage gibt es ja auch. So staunte ich nicht schlecht, als nach Öffnen der Tore, ein Rennwagen zum Vorschein kam. Insgesamt gab es 6 Autos, die alle genug PS hatten um bei Rennen zu starten. Klar gehen wir auf ein Rennen. Allerdings starten Garry zur Zeit nicht. Er hat wohl alles schon gewonnen, was es in seinen Klassen zu gewinnen gab…. Am Sonntag den 27. Juli war es dann soweit. Queensland Raceway Lakeside in ich komme…..