Noosa – ich habe mich in Dich verliebt

  • Am Horizont liegt Brisbane
    Am Horizont liegt Brisbane
  • Der Pelikan ist echt, auch wenn er sich nicht bewegt
    auch wenn er sich nicht bewegt, er ist echt
  • Die Pelikane gehören hier an jeden Strand
    und das gleich mit der ganzen Familie
  • Die Spatzen von Australien
    Die australischen Spatzen
  • Einen lieben Gruß nach Ulm
    Ein ganz lieber Gruß nach Ulm
  • Für mich der perfekte Strand
    Ein Strand wie ich ihn mir vorstelle
  • Gott sei Dank ist sie.....
    Die ist Gott sei Dank......
  • Hier möchte ich bleiben
    Wer möchte hier nicht sein?
  • Ich möchte mich auch verlieben
    Ich möchte mich wieder verlieben
  • Marcus Beach - jeder gefahrene Kilometer ein Genuss
    Küstenstasse in Sunrise Beach
  • Perfekt
    Entspannung
  • Rote Erde - Grasland
    Rote Erde - Grasland
  • Sunrise Beach in Noosa
    Einsame Buchten bei Peregian Beach
  • Wer allein sein möchte, findet seinen Strand
  • Willkommen in Noosa
    Der Pelikan macht auch in Noosa Urlaub...
  • Zurück im tropischen Regenwald
    Zurück in tropischen Wäldern
  • Brisbane ist schon zu sehen
    Am Horizont kann ich Brisbane sehen
  • Damit auch die Hunde beim Surfen super aussehen

18. Juli

Noch 320 km bis Brisbane, von denen ich nur 280 km fahren musste. Garry hatte mir angeboten, mich in Caloundra ab zu holen. Er war sicher, dass die Fahrt bis in die Stadt Brisbane für Fahrradfahrer nicht angenehm ist. Während man auf dem Highway fahren durfte, war es auf dem „Motorway“ strengstens untersagt. Mir war es recht. Das ich dadurch einen Termin hatte, damit konnte ich leben. Wenn ich ehrlich sein soll, ich war es leid, mich durch die kalten, viel zu langen Nächte zu quälen.

Seit Wochen schon hatte ich Glück mit dem Wetter. Außer den beiden Regenschauern von Townsville nach Bowen, hatte ich jeden Tag blauen Himmel. Besonders am Morgen und Abend, wenn die Sonne die Landschaft in warme Farben taucht, genoss ich die rotbraune Erde und wechselnde Vegetation in ihren kontrastreichen Bildern.

In Childers (50km nach Bundaberg) wollte ich entscheiden, ob ich die weiteren 30 km nach Torbanlea noch schaffe. Dort angekommen, sprach mich ein Mann an und tat so als würden wir uns kennen. Das war mir so unheimlich, dass ich mich wieder auf mein Rad setzte und die 30 auf mich nahm.

Bisher waren mir solche Begegnungen erspart geblieben. Aber ich war auf dem Highway, fiel mit Sicherheit auf und meine Strecke war vorhersehbar. Soll heißen, irgendwann musste so ein Spinner auftauchen.

In Torbenlea bekam ich wie gewohnt einen überteuerten Platz für mein Zelt. Die Erde war so hart, dass ich die Zelthaken nur mit Hilfsmittel fixieren konnte. Mein Nachbar und seine Frau liehen mir eine Axt und luden mich zu einem Gläschen Sekt ein. Sie hatten sich mit einigen der Camper im Fernsehraum zusammen gesetzt und während ich mein Dinner zubereitete, konnte ich dem Gespräch lauschen. Sie alle mussten sich erst auf dem Caravanplatz kennen gelernt haben, denn ein Paar nach dem anderen, gab in kurzen Details den Verlauf ihrer Reise, sowie persönliche Dinge zum Besten. Ein gutes Beispiel für alle Reisende. Warum sich nicht immer und bei jeder Gelegenheit mit seinem Nachbarn bekannt machen. Das gefiel mir….. und war ja nach den Erfahrungen der letzten Wochen keine Seltenheit.

19. Juli

Wieder bekam ich eine Adresse mit Einladung für einen Besuch, wenn ich in der Nähe bin. Realene und Glen kamen aus Hoyleton, aus der Nähe von Adelaide. Mal sehen ob ich es soweit in den Süden jemals schaffe. Trotzdem danke Euch Beiden.

Das erneute Auf und Ab der Strasse war nicht weiter schwer und ich genoss das sonnig warme Winterwetter. An die kalten Nächte versuchte ich besser nicht zu denken. Ich kam immer südlicher und mit jeden 100 km gefühlte 2 Grad kälter. Ich weiß, der Vergleich ist jetzt bissl verwirrend, auch für mich.

Tiaro war mein Stop für diese Nacht. Als ich vom Duschen kam lag eine Zeitung vor meinem Zelt. Ich dachte mir nichts weiter und legte sie zur Seite. Plötzlich kam dieser „Spinner“ aus Childers um die Ecke seines Caravan und sprach mich an. Jetzt hatte ich doch nicht tatsächlich genau neben ihm mein Zelt aufgeschlagen. „Nein, ich brauche die Zeitung nicht, denn ich verstehe nicht genug Englisch“….. Wie bekomme ich den jetzt bloß wieder los. Hatte ich einen Stalker? Ich schaute mich um, als ein Geländewagen mit einem sehr großen Boot im Schlepptau auf den Platz fuhr. Wenige Minuten später war ich mit den Besitzern im Gespräch und konnte ihm den Rücken zu drehen. Da half nur eins: Ignorieren! Und das kann ich wirklich gut.

20. Juli

Dank der neuen Bereifung an meinem Trailer, genoss ich die Talabfahrten und nahm keine Rücksicht mehr auf Radhaftung. Die Großstadt Brisbane kündigte sich an, denn der Bikerstreifen wurde immer breiter und komfortabler. Butterteer würde man als Rollschuhfahrer sagen. So jedenfalls kannte ich das aus meiner Kindheit. Als die 100 Höhenmeter geschafft waren, tat sich vor mir eine Ebene auf, mit Fernblick nach Brisbane. Ein vorbei fahrender Aldi-LKW kündigte eine Budgeterleichterung an. Im Süden gab es die Supermarktkette und war eine Aufforderung an den Wettbewerb. In Bundaberg war ich zum ersten mal dort einkaufen und endlich bekam man etwas für sein Geld. Die Prokukte waren den australischen Bedürfnissen und Geschmack längst angeglichen. Ganz zu Beginn in Sydney hatte Aldi tatsächlich alle Produkte aus Europa liefern lassen.

Noch war die Landschaft zu beiden Seiten der Straße Grasland aber laut meinem Travelbook kam ich mehr und mehr in tropische Flora. Die gesamte Ostküste wird stark vom Seeklima beeinflusst und begrünt die Wälder und Wiesen, im Gegensatz zum kargen Inland. Papageien und Sittiche sind hier überall heimisch und in großen Scharen unterwegs. Wenn man sie nicht sieht, dann hört man sie. Der Lärm auf dem Campingplatz (ich wollte schon Zeltplatz schreiben, aber ich war ja das „einzige“… hihi) übertönte den Lärm der Stadt und der Straße. Wie die Spatzen in Berlin sahen sie alles was essbar war und gesellten sich zu jeder „Mahlzeit“. Durch Gympie werde ich gleich am Morgen auf dem Weg nach Noosa fahren, denn die Berge der Stadt, die ich gesehen hatte, wollte ich nur einmal fahren.

21. Juli

Noch 2 Tage. Wie war doch die Zeit vergangen. Seit fast 8 Wochen war ich unterwegs. Noch nie, außer in den Schulferien, hatte ich jemals soviel Zeit für mich gehabt. Das Gefühlstief der letzten 2 Wochen hatte ich hinter mir gelassen und freute mich auf Brisbane. Die Tagesabläufe hatten mittlerweile mehr als Routine und so freute ich mich besonders über die nun nicht mehr so eintönigen Ausblicke. Es gab soviel mehr zu sehen. Noosa lag am Meer und eine Vorfreude überkam mich.

Immer wenn ich auf dem Highway eine Brücke passiere, schaue ich zuerst zurück, ob vielleicht ein Truck oder gar ein Schwertransporter anrollt. Die Brücken sind schmal und oft fehlt der Bikerstreifen. Mich dann zu überholen, bedeutet bremsen und wer die „großen Wagen“ schon gesehen, versteht, dass der Bremsweg ein sehr langer ist. Kein Auto hinter mir und keins in Front, so startete ich mit Schwung über die 100m der Brücke. Vielleicht 10 Meter vor Ende und Beginn des Bikerstreifens hörte ich hinter mir ein viel zu lautes Quietschen und sofort roch es nach Gummi….. mir blieb fast das Herz stehen und ich trat wie eine Besessene in die Pedale. Der mittlerweile aufgetauchte Gegenverkehr stand plötzlich und ich wagte einen schnellen Seitenblick. Ein riesiger Truck war auf die Gegenfahrbahn gerutscht und durch das heftige Bremsen stand der Auflieger quer zur Fahrbahn. Als der LKW stand war es für einen Moment ganz still und ich begriff nicht recht was passiert war. Langsam kam der Truck wieder in Bewegung. Ich war in der Zwischenzeit auf meinem Bikerstreifen und hatte meine Fassung wieder. Es war alles so schnell gegangen. Und genauso schnell konnte etwas schief gehen. Jetzt so kurz vor der Ziellinie….. ein kurzes Hupen war das „Sorry“ das Fahrers, der sicher genauso erschrocken war wie ich. Er hatte mich nicht gesehen und war zu schnell, einen anderen Schluss hatte ich nicht. Aber ich war schnell abgelenkt.

Auf der linken Seite der Straße war eine sehr große Wiese und auf ihr standen lauter Fertighäuser. Das besondere war, einige davon waren gebraucht. Wegen der Termiten und der „leichten Brise“ bei großer Hitze, sind viele der Häuser auf Stelzen gebaut. So kann man sie dann auch leicht weg heben und an einem anderen Ort aufstellen. Eines davon war mit einem Preisschild $51.000 versehen. Das gehörte auf ein Foto. Meine Kamera hatte ich am Lenker befestigt und so schnellen Zugriff. Wie ich so am zoomen bin, sehe ich doch zwei ausgewachsene Hunde über die große Wiese galoppieren. Ich rauf auf den Sattel und los….. was ist heute nur los…… im Augenwinkel sah ich dass ich zu langsam war und einer von den beiden nur noch 20 m zu mir hatte….. Ich schrie so laut ich konnte und für einen Moment war er überrascht und irritiert. Meine Chance den Abstand zu verlängern. Aber er wollte scheinbar mich begrüßen oder spielen, jedenfalls war keine Aggressivität zu sehen. Ich hatte Schiss hoch 10 und konnte meine Angst wiederum nicht verbergen. Also Flucht nach vorn….. und schreien…..radeln, schneller und schreien…. Jetzt rannte der Hund auch noch auf die Fahrbahn. Gott sei Dank war nur ein Auto unterwegs und das fuhr sofort langsam. Der Hund durch das Auto abgelenkt, verlor das Interesse an mir und lief, sich immer wieder umschauend zurück. Ich war für lange Zeit außer Atem. Mein vorletzter Tag war eine einzige Gefahr.

In Noosa erkundigte ich mich gleich am ersten Campingplatz nach den Möglichkeiten. Die Plätze in der Stadt seien immer ausgebucht und genauso teuer. Also blieb ich hier. Noosa war eine einzige Hügelkette und wie steil die australischen Hügel sind, habe ich ja schon in einen meiner ersten Berichte geschrieben.

Neben mir campierte ein französisches Pärchen. Uns trennten nur 3 m, aber sie würdigten mich keines Blickes. Mich konnte man auf der Distanz nicht übersehen. Ich war wieder in Europa. Ja genau, man grüßt nicht, man hält sich auf jeden Fall bedeckt. Warum, weiß zwar niemand, aber so ist die Mentalität. Am nächsten Morgen begegnete ich in der Campingküche 3 Jungs aus Deutschland. Hier das gleiche. Kein Guten Morgen oder wenigstens ein Blick. Diesen Leuten kann man nur den Rücken zu drehen. Aber vielleicht waren sie ja erst am Anfang ihrer Reise und merken bald, dass Australien ein offenes und freundliches Land ist. Ich jedenfalls unterhielt mich mit den Angestellten des Platzes, die gerade etwas in der Küche montierten. So musste ein guter Tag beginnen…..

22. Juli

Gegen 9 Uhr saß ich frisch gestärkt auf dem Rad und begab mich zu einer Stadtrundfahrt durch Noosa. Ich traute meinen Augen kaum. So einen schönen Strand und die Lage der Stadt hatte ich in der ganzen Zeit in Australien nicht gesehen. Nicht nur der blaue Himmel, sondern auch das perfekte türkisfarbene Meer und der weiße Sand brachten meine Augen zum Leuchten. Überall sah man Menschen mit 2er oder 4er Kajaks durch die Wasserstraßen gleiten. An einem anderen Strand saßen die Surfer im Meer und warteten auf die perfekte Welle.

Ich war heute in Caloundra mit Garry verabredet und konnte unmöglich einen oder zwei Tage länger bleiben. Mir blieb nur eins: Hierher musste ich zurück kehren.

Ich hatte mir einen Stadtplan besorgt und 100.000 Kreisverkehre sollten die Fahrt durch die Stadt beschleunigen. An manchen Straßen fehlten die Namensschilder und so dauerte es eine Stunde bis ich aus dem doch nicht besonders großen Städtchen den Weg in Richtung Süden fand. Es war schon 12 Uhr und ich hatte noch 50 km Küstenstraße vor mir. Die Villen, mit Blick auf das Meer, waren sehenswert. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus und die Anstrengung den Trailer die Berge hoch zu ziehen Nebensache. Trotz der noch bevorstehenden 40 km hatte ich Hunger und es war Lunchtime. Während ich meine Käsebrote verschlang, beobachtete ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen fahrbaren Hundesalon. Ein junger Mann war gerade in Aktion mit einem Pudel und die Geräusche verrieten: Waschen, Fönen, Schneiden. Ja so ist es in der Welt der Reichen. Alles wird einem abgenommen, natürlich auch das Geld dafür.

In Mudjimba verlor ich den Meerblick und große Einkaufszentren und Industriekomplexe säumten die Straßen. Immer wieder stieß ich auf den Motorway, auf dem ich als Fahrradfahrer nicht durfte. Eine Fahrradstraße parallel zur Autobahn war ideal und ich konnte mich entspannen. Die letzten 13 Kilometer bis Caloundra genoss ich im warmen Schein der Abendsonne. Irgendwie doch schade….. so 3 Tage in Noosa hatte ich mir doch eigentlich verdient. Naja, wie schon gesagt, Garry wartet….. Dann bleibt mir nur noch ein: Noosa – Auf Wiedersehen!

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