Der Hafen von Auckland. Für meine Weiterreise nach Wellington heute abend habe ich noch 7 Stunden Zeit. Ich beobachte das bunte Treiben der Schifffahrt. Die Fähren, die die Anwohner und Touristen zum nördlichen Teil der Stadt bringen, die Sportboote die sich sicher auf irgendeine Regatta vorbereiten oder die kleinen Boote, die die Abenddämmerung zum Fischen nutzen. Vor genau 4 Wochen saß ich schon einmal genau hier. Der lange Steg war damals eher eine Baustelle. The Cloud, das im Bau befindliche Gebäude, ist jetzt vollendet. Sieht aus wie eine Zieharmonika und erinnert mich ganz stark an eine der Kaufhallen der ehemaligen DDR. In meinem Heimatort Gohrisch steht noch so ein Unikat. Es hat die Wende überstanden und mehr als 20 Jahre der Freien Marktwirtschaft gedient. Bestimmt steht es bald in einem Museum. Hätten die Auckländer ja sagen können, dass sie so ein Teil brauchen. Aber das hier ist natürlich viel größer und auch schöner.
Die Holzbänke an der Kaimauer nutzen die Besucher für ein Sonnenbad. Ein ausgezeichneter Platz für die Mittagspause, wenn man hier in der Nähe seinen Arbeitsplatz hat. In Hafennähe befindet sich das Zentrum von Auckland. Große Bürogebäude, Hotels und Banken prägen auch hier das Stadtbild. Alles ähnelt sehr dem etwas größeren Sydney. Das darf man natürlich nicht laut sagen, denn die Aussies und Kiwis haben da so ein Ding am Laufen, eine Art Wettstreit. Keine Ahnung warum, aber es fühlt sich immer wie eine Challenge der Inseln an. Sie finden ständig etwas wobei sie den anderen belächeln können. Ich halte mich da raus……
Den Trailer und einige meiner Sachen habe ich in Brisbane gelassen. Es ist immer noch Winter und die Nächte zu kalt für eine Radreise. Die nächsten Monate in New Zealand wollte ich flexibler sein. Wenn ich allerdings meinen Rucksack in groß und den in klein so betrachte, dann ist das immer noch „to much“. Mein Geraffel passte in kein Schließfach und so muss ich die Wartezeit in Busnähe verbringen. Sogar die Backpacker stecken die Köpfe zusammen wenn ich im die Ecke komme. Aber was wissen die schon, vielleicht bin ich ja unterwegs zu einer Expedition. Egal, wolkenloser Himmel, leichter nicht zu kalter Wind,Sonne und 20 Grad verwöhnen mich.
Am 24. August bin ich eingereist und habe zum ersten mal neuseeländischen Boden betreten. Meine Einreise war natürlich ein Erlebnis. Mein Zelt, die Bergschuhe und vor allem mein Rad wurden genau unter die Lupe genommen. Kein Dreck, keine Keime. Garry in Brisbane hatte mein Rad geputzt und ich hatte mich noch gewundert und darüber gelacht, warum er das tut. Aber das war kein Spaß. Der Zoll war da pingelig und das zu Recht, denn die Insel soll „sauber bleiben“. Jedenfalls bewunderten die Beamten mein „clean stuff“. Ob das Rad neu sei, wurde ich sogar gefragt. Danke Garry!
Für Übergepäck zahlt man nicht nur mehr, sondern geht im Flughafen auch andere Wege. Auch dauert alles bissl länger. Aber ich bin da nicht kleinlich, denn wenn ich etwas hatte, dann war es ganz sicher Zeit. Vor dem Flughafengebäude suchte ich mir ein Großraumtaxi, dass ich mir mit anderen Passagieren teilen konnte. So waren die 20 km in die Stadt kein Problem.
Eine Stunde später war ich in meinen Arbnb-Quartier und wurde mal so richtig unfreundlich begrüßt. Meine beste Laune, die man mir bis dahin angesehen hatte, machte meinem „Das glaube ich jetzt nicht“- Gesicht Platz. Na wo gibt es denn das… der Versuch trotzdem freundlich zu bleiben misslang mir auch mit großer Anstrengung. Kein Hello, oder How are you oder besser noch Welcome in New Zealand…. Nein: sondern die Frage. Wohin denn der ganze Müll soll wenn mein Rad aus der Kiste ist. Ich hätte wohl nur gesagt, dass ich ein Rad habe, aber doch nicht soviel Rubbisch….
Meine Frage darauf war, wie er denn wohl meint, wird das Rad im Flieger transportiert?????? Ich hatte genug. Ich ließ mir noch das Zimmer zeigen…. (schade das ich schon bezahlt hatte). Eine Stunde später war die Kiste in kleine Teile zerschnitten und bereit für den Müll. Und deswegen das Theater!
Die letzten Wochen waren so harmonisch gewesen. War ich verwöhnt? Nach eine kurzen Ohnmacht, ließ ich mir einfach meinen Start in New Zealand nicht vermießen und beschloss mit Ignoranz komme ich wohl am weitesten. Mein Mitbewohner in dieser Unterkunft erzählte mir am Abend eine so ähnliche eigene Geschichte und da wusste ich, jeder Gedanke darüber ist eine Verschwendung. Willkommen in Neuseeland!
4 volle Tage hatte ich Zeit für Auckland. Das Wetter meinte es gut mit mir und verschonte mich mit Dauerregen. Sonne-Wolken-Mix und leichte Schauer waren ok. Gut das ich mein Fahrrad mit hatte. Ich war so wesentlich beweglicher. Der tägliche Lauf durch den Stadtpark tat mir gut. Er war zauberhaft angelegt und ich sah dort zum ersten mal schwarze Schwäne. Ich fuhr mit dem Rad überall hin. Der Hafen und die Innercity gefielen mir. Am Jachthafen fand ich ein offenes Bücherregal. Hier konnte jeder sein gelesenes Buch ablegen und ein neues mitnehmen. Genau das richtige für die Backpacker-stadt. Auckland war für die meisten der erste Anlaufpunkt ihrer Neuseelandreise. Mit dem Sommer kommt dann auch der Trubel. Aber das dauert noch….
Einen Tag verbrachte ich nur damit mir einen Essensvorrat für Kawakawa in Bay of Islands zu zu legen. Wie in Australien hatte ich im Internet nach den preisgünstigen Supermärkten Neuseelands gesucht. Mir war klar, low-price gab es nur in den Großstädten der Inseln und dazu gehörte der Norden ganz sicher nicht. Außerdem wurde ich am Freitag von Kim mit dem Auto abgeholt und somit war Platz und Gewicht überhaupt gar kein Problem.
Kim und Norm hatte ich über eine Housesitter-website gefunden. Sie konnten entspannt in den Urlaub fahren und ich hatte ein Dach über dem Kopf. Das Versorgen der Tiere gehörte mit dazu und war für mich wie in Hazelbrook absolut kein Problem.
Lyons Rock war von Auckland ca 35 km entfernt. Für einen Tagesausflug mit dem Rad genau die richtige Entfernung. Schon in Auckland gab es ein einziges Auf und Ab. Das würde sich auch außerhalb von der Stadt fortsetzen. Es machte durchaus Sinn, bei der Planung sich den Weg nicht nur im Profil genau an zu schauen, denn Verfahren bedeutet wie in Auckland immer einen Berg zurück…. das kostet nicht nur Zeit, sondern auch jede Menge Energie.
An meinem letzten Tag machte ich mich auf den Weg. So konnte ich in eine Landschaft eintauchen, die mich zum Staunen brachte. Steile Berge mit einem Wald bewachsen, der aus verschiedenen Hölzern bestand. Der sehr große Farn, eines der Symbole für Neuseeland, wuchs überall. Das gab der Landschaft eine besondere Note. Ich konnte mich kaum satt sehen. Fantastisch.
Mein erster Stop war die Waitakere Range. Hier wurde über die Flora und Fauna der Region, die Erstbesiedlung und Geschichte erzählt und berichtet. 25% der Tiere kommen nur in Neuseeland vor. Bei den Pflanzen sind es 80%. Hier ein paar Fakten über die ausgestorbenen Tiere der Inseln aus dem Internet, die wirklich interessant sind.
- Haast Adler: Der grösste jemals bekannte Greifvogel war bis zu 15 kg schwer und hatte 3 Meter Spannweite. Er war eine Bedrohung für Menschen – zumindest für Kinder – und wurde deshalb sicher gejagt. Seine Haupt-Nahrung war der ebenfalls aussterbende Moa, deshalb ist er um 1400 ausgestorben.
- Moa: Der Riesen-Moa war erstaunliche 250 kg schwer und mehr als 3,5 Meter groß, der größte Vogel aller Zeiten! Es gab noch 9 weitere Arten bis hinunter zur Truthahngrösse. Die frühen Maori-Einwanderer konzentrierten sich auf die Jagd nach Moa, sehr verständlich, da sie einfach zu fangen waren und ein einziger Schenkel fütterte viele Leute. Doch innerhalb von 100 Jahren war der Vogel ausgestorben.
- Huia: Ein schöner Vogel mit einem gewölbten Schnabel, seine heiligen Federn wurden nur von Maori-Häuptlingen und nur während Kämpfen getragen. Er gehörte zu einer urtümlichen Vogelfamilie, dessen Verwandte überall ausgestorben sind, wurde selbst aber seit 100 Jahren nicht mehr gesehen.
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Riesen-Pinguin: Vor Millionen von Jahren ausgestorben wie mindestens 13 weitere neuseeländische Pinguin-Arten. Diese unheimlichen Pinguine wurden bis zu 1,7 m hoch und wogen bis zu 100 kg, die größten Pinguine aller Zeiten.
Irgendwie habe ich das Gefühl, einer hat den anderen einfach aufgefressen. Die Maori voran. Heute kämpfen die Insulaner hart um die Erhaltung derer, die noch existieren. Allerdings möchte ich den meisten, so wie sie waren, nicht begegnen. Ein Pinguin genau so groß wie ich, nein sogar größer…. und erst der Adler….oh my goodness!
Die in der Ranch befindliche Ausstellung fand ich sehr ansprechend und verbrachte bestimmt eine Stunde darin. Leider war der Wind sehr stark und kalt, so dass auf er Plattform der Außenanlage die Aussicht zum Meer nur kurz angenehm war.
Wenn ich schon mal da bin, dachte ich mir, dann versuche ich doch alle auf dem Weg erreichbaren Strände zu sehen. So folgte ich der Log Race Road bis zum Strand, wo sich ein sehr bekannter Surfclub befindet. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es weiter, zurück über den Berg und abwärts zum Meer.
Schon von der Küstenstraße hoch oben sah ich den gewaltigen Felsen, den viele Besucher Neuseelands fasziniert. Während ich in dieser sagenhaften Kulisse mein Mittagsbrot aß, wünschte ich mir, ich hätte für diesen Ort mehr Zeit eingeplant. Der Sand war schwarz. Die Berge und Felsen rings herum vulkanischen Gesteins. Das Meer rauschte und in der Brandung tummelten sich die Surfer. Von Erzählungen her wusste ich, es war hier nicht ungefährlich zu surfen oder gar zu schwimmen. Die Strömung war sehr stark und fordert jedes Jahr Opfer. Für ein Bad war es für mich zu kalt und so machte ich mich schweren Herzens wieder auf den Heimweg. Die Fitness, die ich mir in den letzten 3 Monaten angeradelt hatte, machten die Heimreise auch mit den vielen Höhenmetern unbeschwert.
Für den Abend war ich mit Sean verabredet. Mein Freund Simon, der aus Wellington stammt und jetzt in London lebt, hatte das arrangiert. Er ist sein ältester und bester Freund. Sean ist Kameramann und für die Serie Shortland Street verantwortlich, die hier jeden Tag über die Bildschirm flimmert und so populär ist wie bei uns GZSZ.
Nach meiner Radtour hatte ich genau 40 min für Duschen und schnelles Essen. Pünktlich 19 Uhr verließ ich das Haus und ….. wartete schon auf mich. Wir fuhren dann in einen Pub. Seit vielen Wochen war ich das erste mal am Abend aus. Wo war nur mein Nachtleben geblieben… aber stimmt, ich hatte in Deutschland ja auch schon keins. Wir unterhielten uns über Auckland, seine Arbeit und meine Reise. Allerdings war Sean mehr am Leben der Kneipe und deren Gäste interessiert. Ich glaube er hatte Simon eine Gefallen getan. Aber Anyway … mein Lieblingswort… ich hatte „Ausgang“ und saß nicht in meiner Unterkunft. Es kann nun mal nicht immer nur alles SUPER sein.
Am Freitag, den 29. August holte mich Kim in Auckland ab und schon ging es auf nach Kawakawa und die Bay of Islands.