Ellie

Das die Farm tierisch wird, war klar. So gehörte zu den Hunden, die für die wirkliche Arbeit gehalten wurden, auch ein Haushund. Ellie war bei meiner Ankunft im Oktober gerade 8 Monate alt und man sah ihr an, dass sie noch ein Puppie war. Sie war everybodys darling und hatte den ganzen Tag damit zu tun, ein Abendteuer nach dem anderen zu ergattern. Das Ben und Alice, die beiden jugendlichen Kinder, gerade Schulferien hatten, genosse sie ganz und gar. Da mit dem Motorrad mitfahren, da mit zum Mustring oder dort in der Küche warten, bis es etwas zu fressen gab.

Als die beiden Kinder wieder im Internat waren und es im Haus ruhiger wurde, hielt sich Ellie ausschließlich an mich. Ich wurde gleich morgens begrüßt und von da an wich sie mir nicht mehr von der Seite. Ellie ist ein Jack Russel und ihren natürlichen Trieb zu Folge, ein Jäger. Alles was nicht schnell genug war, wurde gejagt. Da sie auf Grund der Größe bald merkte, dass die Schafe, Pferde , Kühe und Bullen nicht geeignet waren, hielt sie sich besser an die Kaninchen, die es im Umfeld ausreichend gab, oder eben die Hühner, die es trotz der Höhe des Zauns, gelegentlich auch übers Gatter schafften.

So kam es eines Tages, auf der Farm hatte sich Besuch angemeldet, das Ellie ein solches Federtier zu schnappen bekam. Wie alle so zum Smoko (zweites Frühstück) in der Küche sassen und den Ausblick der Berge durch das Panoramafenster genossen, sah ich noch rechtzeitig, dass Ellie gerade dabei war mit einem Huhn im Maul die Rasenfläche zu überqueren. Dabie hing der Kopf zu der rechten Seite und der Rest zur linken Seite des Mauls herab. Ich stupfte Mary am Arm und zeigte ganz dezent zu unserem Puppie im Garten. „Halt sie auf“ raunte Mary mir zu und ich verließ eilig, aber doch unauffällig die Küche und ließ ein tief aber doch energisches „Ellie“ verhören. Ellie ließ sofort das Huhn fallen und machte sich so schnell sie konnte aus dem Staub…Sie wußte offenbar, das sie etwas falsch gemacht hatte. Ich, schnell über die Wiese, das Huhn an den Krallen gepackt und so, dass es niemand sah, außer Sichtweite gebracht. Es tat mir leid, als es so mit dem Kopf nach unten bei jedem meiner Schritte hin und her baumelte. Wohin, dachte ich nur. Aber da sah ich im Schuppen einen Wanne stehen und legte das Huhn schwungvoll hinein. Ich begab mich zurück in Küche und sah das Huhn schon im Topf.

Als der Besuch gegangen war, sahen Mary und ich nach dem Huhn und staunten nicht schlecht, als es nicht mehr in der Wanne lag. „Steve, hast Du das Huhn gesehen?“ fragte Mary ihn, als er gerade auf das Haus zu kam. „Meinst du das, was gerade hier raus spaziert ist?“ Darauf mussten wir sehr lachen. Entweder hatte das Huhn sich tot gestellt oder war ohnmächtig geworden, ich hätte schwören können, es war tot.

Für Ellie musste das allerdings Konsequenzen geben, den einen Hunter, der die eigenen Tiere jagt, konnte kein Farmer gebrauchen. So wurde Ellie an den Zaun gebunden und erst am Abend wieder befreit. Ihr blieb dann nicht weiter übrig, als all den Abendteuern zu zu sehen. Mit tat sie ja dann schon leid, aber ich verstand auch Mary und Steve.

Das sie nicht mit in meinem Bett schlafen konnte, verstand Ellie irgendwie nicht so richtig. Morgens, wenn ich das Fenster zum lüften öffnete, dann schlich sie sich oft heimlich doch in mein Zimmer und lag dann ausgestreckt und sichtlichem Wohlgefallen in meinem weißen Laken, dass dann nicht mehr weiß war und in die Wäsche musste…. EEEEllllliiiieeee!!!!!!

Schnell hatte ich mich an Ellie und ihre Gesellschaft gewöhnt. Sie war immer um mich herum. Im Garten, in Sichtweite, döste sie vor sich hin und wartete. Sobald ich mich bewegte, mir hinter her. An den Tagen, an denen ich zum Laufen ging, freute sich der Zwerg besonders. Bis ich meine Laufschuhe anhatte, hüpfte sie dann wie ein Ball auf und ab.

Muskeln hatte sie, dass mußte man ihr lassen und schnell war Ellie auch. Sie rannte oft mit den großen Hunden neben dem fahrenden Auto mit und hielt die Geschwindigkeit. Ich war natürlich per Fuß bei weitem nicht so schnell, aber dann lief sie zusätzlich jedem Hasen hinterher. Die durfte sie jagen….

Als Puppie war Ellie nicht allein, denn auch die Stockman (so nennt man die Treiber auf einer Farm) mußten immer für Nachschub sorgen, wenn es um ihre Arbeitstiere ging. Die Hunde konnten in der Regel nur 6 Jahre vollen Einsatz zeigen, dann ging es mehr um Verschleiß und sie wurden an andere und vorallem kleinere Farmen verkauft. Namen hatten sie noch nicht, die bekamen sie später von ihrem Besitzer.

Für mich hieß das, die kleinen Racker mit zum Laufen zu nehmen. Das war lustig und interessant, denn man konnte schon die verschiedenen Charaktere erkennen. Wenn ich Zeit hatte und Entspannung am Fluß suchte, dann kamen sie natürlich auch mit. Nicht jedem von ihnen war das kühle Nass sympathisch, doch mit etwas Geduld und „zeigen“ gab es dann doch kein Halten und die kleine Meute tobte sich aus.

Auf Muller Station hatte ich meine eigene Laufstrecke und immer wenn ich sie lief, einen anderen Ausblick. Im Oktober und November waren die Berge noch oft verschneit, aber auch das Licht, änderte die Farbe der Landschaft. Die Bäume wurden mit jeder Woche grüner und mit den aufkommenden Frühlingsgefühlen konnte ich mein Glück nicht fassen.

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