Cooktown – Crocodiles World

Gestern war ich 3 Stunden mit dem Rad unterwegs. 34 km oneway bis zur Abzweigung nach Lakefield. Nur 80% der Straße waren asphaltiert und somit hatte ich zum ersten mal Offroad-Feeling. In der Vorbereitung hatte ich oft gedacht, das Rennrad mit zu nehmen, jetzt war ich froh über meine Wahl. Der Himmel bedeckt und 123 Regentropfen in 3 Stunden, konnten mich bei lauen 22 Grad ganz gut bei Laune halten. Auf der ganzen Strecke habe ich 3 Farmen, vielleicht 10 Schilder mit dem Namen von einer Farm, ca. 20 Kühe (die wie das ganze Land auch irgendwie größer schienen), einem Farmer, der gerade den Zaun ausbesserte und vielleicht 15 Autos gesehen. Begegnet Dir eine Caravane, dann sind es die Offroader in ihren Jeeps, die sich durch den Schlamm und den Staub des Outback gekämpft haben. Meist mehrere Autos hintereinander, sehen sie aus wie getarnte Militärfahrzeuge. Wenn man die Organialfarbe nur noch raten kann und die Frontscheibe kleine Sichtstreifen zulässt, bekommt man regelrecht das Fürchten. Wenn es jetzt mehr als 123 Tropfen werden, dann sehe ich bestimmt innerhalb von Minuten genau so aus. Diese Art von Untergrund wird bei Trockenheit extrem hart und durch anhaltenden Regen zu einer Schlammbahn. In den letzten Wochen der häufigste Grund für querliegende und eingesunkene Trucks, mit der Folge einer tagelangen Vollsperrung des nicht wirklich üppigen Straßennetzes.

Die Straße hatte ein Auf und Ab. Unterwegs musste ich einige der Brücken passieren, auf denen man gern anhält, in der Hoffnung vielleicht doch ein Krokodile zu sehen. Die Faszination der Gefahr. Man tut alles, keinem der gefährlichen Tiere zu begegnen, kann es aber doch nicht erwarten, für einen Moment ein solches in Augenschein zu nehmen. Der Dauerregen der letzten Monate hatte den gefährlichen Freunden nicht nur den Fluss, sondern gleich den ganzen Wald geschenkt. Sumpflandschaft wohin man schaut.

Außergewöhnlich für Region und Jahreszeit: Nässe und Kälte. Keiner der Cooktowner kann sich erinnern, dass es soviel geregnet hat (nicht einmal in der Regenzeit) und jemals so kalt war. Der Wind tut dann noch sein übriges. Für mich ist es ok. Ich kann besser schlafen und die Gartenarbeit geht mir so auch besser von der Hand.

Seit 10 Tagen nun bin ich nun schon in Cooktown und 5 davon als Wwoofer.

Das James-Cook-Festival ist buchstäblich ins Wasser gefallen und auch die folgenden Tage habe ich im Regen verbracht. Wer einen Blick auf mein kleines Camping-Reich wirft, kann sich denken, dass man in diesem Zelt nur liegen, und nur schlecht sitzen kann. So war ich doch ganz froh, dass ich letzten Donnerstag im strömenden Regen mein Zelt abbauen und ein kleines Zimmer bei einer australischen Familie beziehen konnte. …. 4 Stunden Arbeit für Kost und Logie…. die ich nach meinem Wunsch meist im Garten verrichte. Der Zyklon hat im März diesen Jahres auch bei den Oldackers viel angerichtet und den ehemals buddhistisch angelegten Garten verwüstet. Anfangs dachte ich an die von mir so respektvoll erwarteten Tiere, mittlerweile ist daran kein Gedanke mehr. Sogar die Kakerlake, ohne Beine 6 cm lang, die gestern durch mein Zimmer hinter den Schrank gesprintet ist, interessiert nicht wirklich. Die Schlechtträumerei in Deutschland hätte ich mir echt sparen können. Nur wenn ich morgen für die Abreise am Mittwoch meine Sachen packe, schau ich schon ganz genau, dass ich keinen blinden Passagier habe.

Die Familie ist groß (8 Kinder, davon leben aber nur noch 3 daheim) Es gibt immer Unterhaltung und Rob und Chanelle haben eine sehr herzliche und liebenswerte Art. Hilfsbereitschaft wird hier groß geschrieben. Kaum hast Du einen Wunsch nur im Ansatz gedacht, ist schon jemand unterwegs um Dir dabei zu helfen. Die Auswahl meiner Rückreise nach Cairns konzentrierte sich auf den Bus. Als ich diese Fahrt buchen wollte, wurde ich mit einem Preis von 111 $ konfrontiert. Mhhh, dachte in Gegenwart von Chanelle laut und schwups war sie in Facebook und startete einen Aufruf…… und schwups einen Tag später hatte ich eine kostenlose Mitfahrgelegenheit…. eine Freundin der Familie nimmt mich mit…. sie fährt eh und mit mir gibt es Neues zu erfahren…..das mögen die Aussies…… und das schöne dabei ist: Ihr Interesse ist echt !

Mein Englisch wird täglich besser, was nicht allein Roberto zu verdanken ist. Roberto, der zweite Wwoofer, kommt aus Italien, 30 Jahre jung und leistet seinen 3-Monats-Dienst zur Verlängerung seines Visums für weitere 12 Monate. Er spricht Englisch mit italienischem Akzent, aber das fließend und er hilft mir wenn ich ins Stocken komme oder nicht alles verstehe. Sobald ich gegenüber den Australiern ein leichtes Nicken andeute, bin ich Opfer von vielen und schnell gesprochenen Wörtern. Und wenn sie oder ich etwas verstanden haben, oder der gleichen Meinung sind, dann gibt es ein : Yeeh oder auch mehrere davon…. Mittlerweile sehen sie mir an, wenn ich dann mal einen Break brauche.

Das Leben der Familie ist sehr amerikanisch: der überdimensionale Fernseher wird morgens angeschaltet und erst am Abend wieder aus. Alles ist ein großes Durcheinander und setzt Toleranz voraus. Außer den Schlafräumen, findet das Leben draußen statt. Das Wohnzimmer hat nur ein Dach…. keine Fenster. Das allerdings ist eher typisch asiatisch. Eine Tür gibt es auch nicht und so kann hier jeder ein und aus spazieren. Vorausgesetzt er nimmt den weiten Weg nach weeeiiiiit außerhalb auf sich.

Wer denkt er war schon am A… der Welt , der war noch nicht in Cooktown. An den 12 Häuser in der Hauptstraße findet man meist die Jahreszahl 1910 oder 1907….. Cooktown hat eine lange Geschichte, die mit der Besiedelung der Aborigines vor Tausenden von Jahren begann und für unsere Zeit mit der Reparatur der „Endevaour“ von James Cook, 1771 dem Platz europäisches Leben einhauchte. Zu Goldsucherzeiten, Ende des 18. Jahrhundert, erlebten hier 9500 Einwohner einen richtigen Großstadttrubel. Da waren alle verrückt nach dem Edelmetall und der Meerzugang wichtig für den Handel. Heute leben hier 2200 Personen, die sich auf einen großes Gebiet verteilen. Und die man sieht sind meist Touris, die hier mit Ihren Booten zum Fischen und Angeln campieren und die Durchreisenden, die auf dem Weg zum Cap York (dem nördlichsten Ort in Australien) offroaden wollen.

Menschenleere Sandstrände (wegen der Salties nicht sicher), Mangrovenwälder, ein Leuchtturm mit einem wundervollen Blick auf das Meer, einem Botanischen Garten und über 100 Jahre alte Gebäude machen den Reiz dieses kleinen Flecken Erde aus.

Und was macht man wenn gegen 18 Uhr das Licht aus geknipst wird?…. Man geht in den Pub. Wenn am Freitag dann noch Livemusik spielt, dann steppt hier der Bär. Roberto hatte wohl das Bedürfnis die Wochenroutine zu überlisten und rief für uns ein Taxi…. for free, versteht sich, denn eines der Lokale hat einen kostenlosen Hol-und Bringservice…. damit recht viele das Lokal frequentieren und dann noch ordentlich bechern…..wie praktisch.

So, da saß ich nun, ein Bier vor mir auf dem Tisch…. Dank Roberto saßen wir natürlich nicht allein, sondern in Hoffnung „Roberto in Love“ steuerte er den mit Damen besetzten Tisch an, mich im Schlepptau. Nun tranken alle im Akkord. Nach einer Stunde Countrymusic waren alle um mich herum angedudelt. Natürlich mussten Roberto und ich uns vorstellen und erzählen woher wir kommen und was wir in Cooktown machen. Nach einer weiteren halben Stunde war ich die einzig Nüchterne und nach weiteren 5 min auf dem Heimweg…. ohne Roberto natürlich…. aber eins muss ich sagen: die Musik war richtig gut…. und das Bier natürlich Deutsch.

Das Roberto Computerspezialist ist, war meine Rettung. Mein Laptop ist jetzt von allem Unerwünschten gereinigt und läuft wieder wie am Schnürchen. So macht es auch wieder Spaß meinen Blogg zu gestalten, auch die Qualität der Bilder wird verbessert, versprochen.

Auf meine Rückreise nach Cairns und den Start nach Brisbane freue ich mich. Der Vorteil der beschaulichen ruhigen 2 Wochen in Cooktown haben mich neue Energie schöpfen lassen.

Und damit ich endlich die hier lebenden Schlangen, Spinnen und Salties (Salzwasserkrokodile) sehe, gehe ich am Wochenende in Cairns in den Zoo……

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5 Responses

  1. Miriam sagt:

    Hi Andrea,
    ich hab mir grad wieder die volle Ladung deiner Erlebnisse geholt und muss echt lachen weil ich kann allen anderen nur zustimmen. Du solltest tatsächlich ein Buch schreiben. Das liest sich wirklich sehr gut und ich will gar nicht mehr aufhören. Die Zeit vergeht und jetzt bist du auch schon wieder eine ganze Weile weg. Hier im Allgäu hat sich nicht wirklich viel verändert, bzw. ich krieg es gar nicht so mit. Habe jetzt gut 1/3 meiner Arbeit geschrieben und wenn ich so drüber nachdenke ist es auch bald vorbei, jupiiiii!! Freu mich schon auf weitere Erlebnisse von dir und drück dich ganz fest aus dem Süden.
    Miri

    • Andrea Mieth sagt:

      Hi Miri,
      mir geht es auch so, ich habe Spaß am Schreiben und kann schlecht aufhören. Auch wenn das manchmal ganz schön viel Zeit in Anspruch nimmt….. Das Du mit Deiner Arbeit so voran kommst ist super… Weiter so !! Ja mir geht es gut… habe wieder jede Menge erlebt und erlitten… (hihi) Bleib gesund und ich freue mich immer wenn ich von Euch beiden höre oder lese…. Fest umarmt von Andrea

  2. liebe Andrea

    nun habe ich Zeit, mich zu melden. Es klingt alles sehr spannend, was du erlebst. Übrigens kannst du sehr gut schreiben. Schon mal daran gedacht, ein Buch über deine Erlebnisse zu verlegen? wie es scheint, hast du dich gut eingelebt, dein Organisationstalent kannst du voll und effizient ausleben. Vor genau 1 Jahr waren wir in Klagenfurt…Wann können wir denn mal skypen? LG Kathi und Jürgen

  3. Maike uns Andy sagt:

    Hi Facebook-Freundin… wir sitzrn hier gerade auf der Terasse im Sonnenschein und genießen den Samstagabend kurz vor dem WM-Spiel Deutschland-Ghana… eigentlich doch echt super…aber das was Du machst ist doch viel superer!!!! Wir lesen mit Begeisterung von Deinen Erlebnissen – mach weiter so!!!
    Liebe Grüße und Küsschen aus Good old Germany senden Maike, Andy und Philippe

    • Andrea Mieth sagt:

      Hallo Ihr Lieben,
      habe gerade mein Tagessoll beendet und genehmige mir eine kühle Coke…bei MCDonald, denn da habe ich endlich nach 4 Tagen Wifi. Ja, dass mit dem Netz ist echt speziell, hat man mir doch Vodafon, das schlechteste Netz verkauft… Morgen wird das geändert, dann bin ich auch tel. wieder erreichbar und kann mal ins Internet schauen. Von der WM bekomme ich garnichts mit, hier spielt keiner Fußball. Die Aussies sterben für Rugby und bowling…hihi…Andere Ländere, andere…. Fühl Euch fest gedrückt… DAnke für die lieben Grüße Eure Andrea