28. Juni 2014
Die Stadt kündigte sich durch riesige Werbeplakate schon 20 km vorher an. Den rosafarbene Granitfelsen „Castle Hill“ (Schlosshügel), das Wahrzeichen der Stadt, sah man schon von Weitem. Ich folgte einfach dem Verlauf der Straße in Richtung „City“. Große Einkaufscentren soweit das Auge reicht. Bei meinem Freund McDonald machte ich Halt. Eine Erfrischung und etwas zu Essen, waren wichtig bevor ich mich auf dem Weg zu Margret und Jeff machte. Es war noch ein Stück bis zu Ihrer Adresse.
So gegen 15 Uhr rief ich bei den beiden an. Eigentlich wollte ich mich nur ankündigen, aber Jeff meinte er kommt mit dem Pickup und holt mich ab. So blieb ich wartend im Schatten und freute mich auf die beiden.
So ein Hallo mit Umarmung hatte ich nicht erwartet. Die beiden waren so herzlich, dass ich richtig baff war. Wir quetschten uns zu dritt auf die schmale Sitzbank im „Pick“ während mein Fahrzeug samt Zeugs auf dem „Up“ fest gezurrt war.
Den Highway verließen wir nach 22km bei einem Schild mit der Aufschrift „Billabong Santuary“ und noch 2 mal abbiegen, einem schmalen Pfad folgend waren wir da. Auf einem Hügel mit Blick in die Berge stand da ein Haus. Auf einer großen Wiese grasten die Wallabies. Für jede Tageszeit eine schattenspendende Veranda, ein Pool und ein sehr geschmackvolles Innenleben ließen keinen Wunsch offen. Die beiden hatten (natürlich nugget) im Pool gesessen, als ich anrief und diesen dann für mich verlassen. Das tat mir leid. Der Pool hatte eine Gegenstromanlage, so dass man schwimmen konnte. Den Blubberblasen war an zu sehen, dass das nur für langsame Schwimmer Sinn machte. Für einen Drink war es an einem so wundervollen Samstag nie zu früh, so gab es für mich und Margret gekühlten Weißwein und für Jeff Cola-Rum on the rocks. Wir machten es uns auf der Couch der Veranda bequem und nahmen uns viel Zeit zum Kennenlernen. Vor ein paar Jahren hatten sie das Grundstück mit einem alten Haus darauf erworben. 15 Jahre (nachdem ihre 3 Kinder groß waren) hatten sie auf einem Boot gelebt. Die kleine Wohnung in der Stadt diente nur der Organisation und der Wochentage nach der Arbeit. Die Wochenenden gehörten dem Meer und den Inseln des Great Barrier Reef. Seit 2 Jahren nahm das Haus und Grundstück Ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Als Rentner hatten sie Zeit und genossen die Ruhe und Herrlichkeit dieses Fleckchen Erde. Noch vor 2 Wochen hatte ein riesiger Baum auf der Westveranda Schatten gespendet. (ich habe ein Bild gesehen und ich meine wirklich riesig). Jetzt war zwar mehr Licht, aber auch mehr Sonne. Aber ich musste eh duschen und auspacken, Margret wollte anfangen zu kochen und Jeff…. der machte Musik für uns. Er liebte es durch Email, Facebook und das Internet mit der Welt verbunden zu sein. Und es gab keine Musik, die er nicht hatte….. Schon bei der Auswahl der Musik (jeder durfte sich einen Song raus suchen) war zu erkennen, die nächsten 5 Tage werden unvergessen.
Nein, ich hatte keine Pläne für die nächsten Tage. So fuhren wir am Sonntag gemeinsam zu Ihren Kindern. Zwei von Ihnen lebten mit Ihren Familien in Charters Towers, 100km Richtung West. Der Mount Stuart lag auf dem Weg und bot mit einem Rundweg einen traumhaften Blick nicht nur in Richtung Townsville und Küste. Der Wind war kalt und die Weiterfahrt schnell beschlossen. Charters Towers war mit 8000 Einwohnern, 100 Minen und 90 Pubs die zweitgrößte und wohlhabendste Stadt des Bundesstaates Queensland während des Goldrausches (um 1900). Heute lebt diese Stadt nur noch vom Mythos. Da wir mit dem Auto in der Innenstadt nur zum Lunch anhielten, gibt es, von doch sehr schönen Bauten aus dieser Zeit, keine Fotos.
Den Montagmorgen verquatschten wir so richtig beim Frühstücken, Wäsche waschen, Grundstück ansehen. Vor allem Margret war ich für Ihre Geduld und die Hilfe beim Englisch-lernen sehr dankbar.
So gegen 11 machte ich mich dann auf den 300m Fußmarsch zu „Billabong Santuary“. Wie schon in Cooktown angekündigt, wollte ich sie Live erleben, meine Freunde der Sümpfe, Flüsse und des Meeres. Und weil dieses Erlebnis einzigartig war, bekommt es auch seine eigene Geschichte.
Am Abend saßen wir dann schon zum Dinner vor dem Fernseher, denn es war Rugby-Time. Das ortsansässige Team, besonders Margret war Fan, spielte ein wichtiges Spiel. Ich verstand so langsam die Regeln, nicht aber wie man sich mit ungeschütztem Körper volle Lotte umrennen konnte. An den Haare ziehen und im Gesicht herumfuchteln war verboten. Na klar war ja auch viiieeellll schlimmer. Wer sich nur immer solche Sportarten ausdachte?
Am Dienstag wurde eingekauft. Ich hatte eine kleine, Margret eine ganz lange Liste wichtiger Dinge. Dabei nahmen wir uns ein bisschen Zeit für die Stadt und Jeff zeigte mir das er während seiner Tätigkeit als Handwerker in der Universität für ein Stadtprojekt Model gestanden hatte. Der hatte wirklich Ähnlichkeit mit ihm und die Stuhl-Waden am Strand waren haargenau die seinen. Wir lachten uns schlapp. Unseren Lunch nahmen wir wie die meisten Australier am Strand ein und fanden einstimmig, a nice place and a beautiful day……Der Abend war die Krönung. Nach der Frage welches mein favorisiertes Lied momentan ist, viel mir nur Mark Knopfler „This is us“ ein…. Was dann kam war Gänsehaut…..Dieses Lied verband mich mit einem für mich besonderen Menschen und jetzt kamen 2 dazu…. Sofort wurde das ganze Konzert von ihm und Emmiloy Harris gehört. Margret hatte in dem letzten Jahr auf dem Heimweg von der Arbeit im Auto diese CD gehört…. so wie ich. Seit meinem letzten Sommerurlaub und einer für mich unvergessenen Zeit, ist das meine Hymne. Die Party ging bis spät in die Nacht.
Am Mittwoch konnte ich ganz in Ruhe die Stadt erradeln. Ich fand es hier wunderbar. Idyllisch am Meer gelegen, mit Yacht-und Schiffshafen, den Granithügel im Rücken, den alten sehr schön restaurierten Bauten und gepflegten Park- und Schwimmanlagen war es die bisher schönste Stadt die ich in Australien sah. Im Reiseführer wurde sie nicht besonders erwähnt.
Am letzten Abend auf dem Hügel wurde viel erzählt und für mich war es schade, dass die Zeit bei Jeff und Margret schon vorbei war. Vielen Dank Euch beiden für soviel herzliche Gastfreundschaft.